Vatikan greift in Konflikt um Katholische Universität Perus ein
Von Hildegard Willer (KNA)
Lima (KNA)
Wenn ein peruanischer Abiturient die
Aufnahmeprüfung für die "Catolica" schafft, ist die Freude bei der
Familie groß. Die Päpstliche Katholische Universität Perus,
im Volksmund einfach "Catolica" genannt, ist eine der renommiertesten
und mit 20.000 Studenten auch größten Universitäten des Landes. Ob die
"Catolica" allerdings auch in Zukunft katholisch bleibt und wie dieses
Katholisch-Sein auszulegen ist - darüber driften die Meinungen zwischen
der Universitätsleitung und dem Vatikan inzwischen weit auseinander.Der Brief aus dem Vatikan kam für den Rektor der "Catolica", Marcial Rubio, einer Hiobsbotschaft gleich. Mitte August teilte die päpstliche Erziehungskongregation mit, dass die Statuten der "Catolica" in einem Punkt korrigiert werden müssten. Der Großkanzler der Universität würde den Rektor aus einer Dreierliste der Universität ernennen. Großkanzler der Katholischen Universität ist qua Amt der Kardinal von Lima. Dieser heißt seit 1999 Juan Luis Cipriani, ist bekennendes Mitglied des Opus Dei und nutzt seine geistliche Macht immer wieder, um sich in die peruanische Tagespolitik einzumischen.
Die Katholische Universität hingegen ist bekannt für ihre pluralistische, liberale und zuweilen auch linkspolitische Ausrichtung. Der Vater der Befreiungstheologie, der heutige Dominikanerpater Gustavo Gutierrez, hat jahrelang an der Theologischen Fakultät unterrichtet. Heute ist so manch einem katholischen Bischof vor allem ein Dorn im Auge, dass sich einige Professoren zustimmend zur "Pille danach" oder zur Anerkennung gleichgeschlechtlichter Lebensgemeinschaften ausgesprochen haben.
Die Universitätsleitung wirft Kardinal Cipriani vor, dass dieser gar nicht so sehr ideologische, sondern recht materielle Gründe habe, die Vorherrschaft über die "Catolica" zu reklamieren. Der Universität gehört der Grund, auf dem heute eines der größten Einkaufszentren Limas steht. Die Pachteinnahmen sind beträchtlich, und wer die Oberherrschaft über die "Catolica" hat, kann auch über die Verwendung des Vermögens bestimmen.
Kardinal Cipriani wiederum gibt an, dass er die falsche Zielscheibe sei: Er sei nur der Bote des Vatikans in dieser Sache und habe keine persönlichen Interessen. Rückendeckung bekommt er dabei von seinen Kollegen in der Peruanischen Bischofskonferenz, die die "Catolica" in einem Kommunique ermahnten, den Dialog mit dem Vatikan beizubehalten.
Doch die Zeit der Gespräche könnte schon beendet sein. Am 23. September hat die Universitätsversammlung, oberstes Gremium der universitären Selbstverwaltung, Kardinal Cipriani und dem Vatikan den Fehdehandschuh hingeworfen: Sie verkündete, die Korrektur des Vatikans bei der Ernennung des Rektors nicht anzunehmen. Die Universität sei autonom und richte sich nach den peruanischen Gesetzen. Ihre katholische Identität beziehe sie aus ihren Werten und christlichen Prinzipien.
Der Vatikan hat inzwischen angekündigt, einen Visitator nach Lima zu schicken, um den Streit an der "Catolica" zu klären. Der Name dieses Ermittlers und der Zeitpunkt seiner Ankunft sind noch unbekannt. Einst galt Peru als katholisches Stammland Lateinamerikas. Nun könnte dem Vatikan bei seinem Versuch, die katholischen Universitäten auf einen strengeren Kurs zu bringen, ausgerechnet in Peru ein neuer Konfliktherd entstehen.
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