Kaffeebauer in Peru / Martin Steffen, Adveniat
Peruaner
selbst trinken wenig davon, doch die Deutschen lieben peruanischen
Kaffee. Am liebsten fair gehandelt. Über die zukünftigen Bedingungen des
Fairen Handels diskutieren die Kaffeeproduzenten heftig.Wenn man in einem traditionellen peruanischen Lokal eine Tasse Kaffee bestellt, so bekommt man entweder eine Art Parfümfläschchen mit einer dicken, kalten schwarzen Brühe vorgesetzt, die sogenannte Kaffee-Essenz, die man in aller Frühe aufgießt und die danach zu jeder Tageszeit mit heißem Wasser verdünnt werden kann. Oder aber es liegt ein Tütchen Instant-Kaffee von einer der weltweit bekannten Firmen auf der Untertasse. Nicht einmal ein Pfund Kaffee konsumiert ein Peruaner pro Jahr, und davon den größten Teil als Instant-Café. Ein Deutscher dagegen verbraucht pro Jahr elf Kilo Bohnenkaffee .
Auch wenn die Peruaner ihren Kaffee( noch) verschmähen – er ist inzwischen ihr wichtigstes Agrar-Exportprodukt, und Deutschland das wichtigste Exportland für peruanischen Kaffee. 35 Prozent aller peruanischen Kaffeeexporte enden in einer deutschen Tasse.
Für jeden Geschmack etwas
Peru ist vor allem für seinen organisch angebauten Kaffee bekannt, sagt Julián Aucca von der Kaffee-Kooperative „La Divisoria“ während der landesweiten Kaffee-Ausstellung „Expocafe Peru“, die im Oktober in Lima stattfand. Der Kaffeebauer ist auch gelernter Kaffee-Verkoster und erzählt, warum Peru mit seinen 35 Klimazonen besonders geeignet ist für den Kaffeeanbau am Ostabhang der Anden.
Peru ist führend bei der Produktion von Spezialkaffees, und davon gibt es jede Menge. Bei kaum einem Produkt herrscht ein solcher Wirrwarr an Labeln und Siegeln wie beim Kaffee. Organisch produzierter Kaffee ist nur ein Siegel unter vielen. Da gibt es das vogelfreundliche „birdwatch“ –Siegel, das Rainforest-Abzeichen für Kaffeeanbau, der den Regenwald schützt, dann die verschiedenen Abzeichen für die Güteklasse des Kaffees. Starbucks führt ein eigenes Siegel. Und natürlich das in Deutschland bekannte „Fair trade“-Siegel. All diese verschiedenen Kaffee-Sorten werden als Spezialkaffees oder Gourmet-Kaffees bezeichnet. Die meisten Kaffeebauern in Peru produzieren für mehrere Label.
Streit ums Fairtrade-Siegel
Der Kaffeeanbau liegt traditionell in den Händen von Kleinbauern. 150.000 Familien in ganz Peru leben vom Kaffeeanbau, rund 30 000 sind in Genossenschaften zusammengeschlossen. Einige Genossenschaften sind zu Exporteuren geworden, auch dank des Fairtrade-Labels. Denn dieses Label wird nur an Kleinproduzenten vergeben, schließlich sollen die vom Aufpreis profitieren, den der Käufer zahlt.
Dennoch zeigt sich auch in Peru eine zunehmende Konzentration von Kaffee-Exporteuren. Die zehn größten Kaffee-Trader exportieren 75 Prozent des peruanischen Kaffees. Und nur 20 Prozent der Exporte laufen über Genossenschaften, berichtet Aucca. Über die zukünftigen Bedingungen des Fairen Handels diskutieren die Kaffeeproduzenten heftig.
Gütezeichen „Kleinproduzent“
Um die große Nachfrage nach fair gehandeltem Kaffee in Europa bedienen zu können, hat die Fairtrade Label Organization FLO-Cert mit Hauptsitz Bonn, ihre Bedingungen aufgeweicht, so dass auch private Kaffee-Großhändler Kaffee als fair gehandelt anbieten können. Dagegen protestieren die peruanischen Kaffee-Genossenschaften. Das Fairtrade-Siegel werde damit entwertet und verbessere das Image der Firmen, für die Fairtrade-Kaffee nur ein Produkt unter anderen ist. Die Kaffee-Genossenschaften Lateinamerikas haben deswegen ihr eigenes Gütezeichen „Kleinproduzent“ eingerichtet, erzählt José Rojas, Geschäftsführer der Kooperative Cepicafé.
Wer in Deutschland peruanischen Kaffee trinkt, soll ihn sich nicht nur schmecken lassen, sondern auch nachfragen, wer ihn denn wirklich produziert hat.
(publiziert in: www.blickpunkt-lateinamerika.de)
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