lunes, 24 de diciembre de 2007

In der Umweltküche des Bischofs


Pedro Barreto, der katholische Erzbischof von Huancayo, muss seinen Kaffee nun woanders trinken. Die Küche des Erzbistums dienst nämlich seit einigen Monaten als Labor für Umweltmessungen. Statt Kaffeepulver findet man in den Küchenschränken nun Döschen mit Bodenproben und Tüten mit allerlei Pülverchen, die ich lieber nicht für die Zubereitung von Essen verwenden würde. Im Kühlschrank stehen Reagenzgläser mit Wasserproben und andere Mittelchen. Die Präzisionswaage daneben soll sogar ein leichtes Erdbeben aushalten, ohne dass sie dekalibriert. Alles in allem ein Labor, wie man es in Universitäten, Forschungsinstituten oder Umweltbehörden erwarten würde. Wie aber kommt es in die Küche des Bischofs ?

Das ist eine lange Geschichte. Aber sie fängt so an, dass in der Sierra Central, also den Zentralanden, direkt westlich von der Hauptstadt Lima gelegen, seit langen Jahren Erze abgebaut werden: Blei, Zink, Silber , Kupfer - alles was das Herz, und vor allem was die Fabriken in China, Japan und Europa brauchen, um die Welt mit ihren Konsumartikeln zu beliefern. Da die Metallpreise momentan sehr hoch sind, lohnt es sich auch noch, aus sehr verunreinigtem Erz die Edelmetallanteile herauszuschmelzen. Und dies geschieht in einer alten Metallschmelze im Ort La Oroya, auf halbem Weg zwischen Lima und Huancayo gelegen. Im Jahr 1922 wurde die Schmelze gebaut und seitdem bläst sie Gift in die Luft von La Oroya. Mit der Folge, dass die Kinder von La Oroya - dort wohnen immerhin über 30 000 Menschen - bleiverseucht sind.

Als Bischof Barreto vor gut 4 Jahren sein neues Amt antrat und La Oroya besuchte, spürte er am eigenen Lieb, wie die Schwefeldämpfe sich in seinen Lungen festsetzten und wie er vor lauter Husten kaum zum Sprechen kaum. Da der peruanische Staat bis jetzt nicht dazu zu bewegen ist, seine Mitbürger in La Oroya vor dem Giftausstoss zu bewahren, in dem er die umweltverträgliche und teure Aufrüstung der Schmelzhütte einfordert, hat Erzbischof Barreto im Namen der Kirche und des Evangeliums gehandelt. Seitdem messen Biologen, Umweltingenieure und Chemiker im Auftrag der Kirche die Verschmutzung von Luft, Wasser und Boden - um damit gesicherte, unabhängige Daten zur Hand zu haben, die nicht geleugnet werden können.
"Wenn der Staat diese Messungen macht, dann nimmt ihnen niemand hier die Resultate ab, weil sie meinen, dass der Staat mit der Fabrik unter einer Decke steckt ", sagt Paula Meza, die Leiterin des Labors. "Wenn die Messergebnisse von der Kirche kommen, haben sie mehr Glaubwürdigkeit".

Und aus genau diesem Grund wird Erzbischof Barreto auch weiterhin seinen Kaffee woanders trinken und seine Küche als Umweltlabor zur Verfügung stellen.