viernes, 24 de mayo de 2013

Wunderpflanze aus den Anden hilft Kleinbauern


Foto: Edibleoffice
"In dieser kleinen Hütte haben wir vor 13 Jahren gelebt." Rolando Pari zeigt auf ein erdfarbenes, fensterloses Lehmziegelhäuschen von vielleicht 15 Quadratmetern. Damals war die achtköpfige Familie von der nahen Handelsstadt Juliaca im peruanischen Departement Puno zurück aufs Land gezogen, um ihre brachliegenden Äcker zu bestellen. Heute ist Rolando Pari 28 Jahre alt und Agraringenieur. Mit seinen Eltern und einigen Geschwistern lebt er in einem großzügigen weißgestrichenen Haus. Verdienten sie mit der Landwirtschaft zu Anfang 100 Soles (35 Euro) im Monat, so sind es jetzt rund 500 Euro - so viel wie ein fest angestellter Lehrer. Pari verdankt dieses Wunder einer Pflanze, die lange als Viehfutter verschmäht wurde: Quinoa, auch Andenkorn genannt.
Von Januar bis März wiegen sich Quinoa-Rispen auf den Feldern des Altiplano, der Hochebene rund um den Titicaca-See. Den Inka galt die Pflanze als heilig; die Spanier verteufelten sie wie alles Indigene. Eine Renaissance der Quinoa begann mit dem Aufkommen von Fairhandels-Läden ab den 70er Jahren. Die getreideähnlichen Samenfrüchte galten als gesund und alternativ. In Peru und Bolivien selbst aber aß Quinoa nur, wer sich Reis, Nudeln oder Weizenbrot nicht leisten konnte. Die Pflanze blieb die einfache Kost der Kleinbauern.
Schon vor 20 Jahren als Astronautennahrung gepriesen
Zwar wurde Quinoa schon vor 20 Jahren von der US-Weltraumbehörde NASA wegen ihres hohen Eiweißgehalts als Astronauten-Nahrung gepriesen. Ein Boom begann aber erst, seit immer mehr Nordamerikaner und Europäer an Gluten-Unverträglichkeit litten und Quinoa als Alternative zu Weizen, Roggen und Gerste entdeckten. Seit 2005 hat sich der Preis für die Anden-Pflanze verdreifacht, die Anbauflächen wachsen. Derzeit stammen 45 Prozent der Welternte aus Bolivien, 30 Prozent aus Peru. Die Welternährungsorganisation FAO sieht in dem Ackerprodukt ein Mittel gegen den Hunger in der Welt; UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief das Jahr 2013 zum Jahr der Quinoa aus.
"Seit rund 10 Jahren bemerken wir die steigende Nachfrage nach Quinoa", erklärt Luis Jesus Lopez. Der gebürtige Spanier ist Miteigentümer der Quinoa-Mühle "Altiplano SAC" in Juliaca - in erster Linie aber katholischer Priester. Zum Unternehmer wurde er, um Vorwürfen zu begegnen, die Kirche verteile nur Almosen. Der Geistliche machte die Probe aufs Exempel und gründete vor 18 Jahren die erste Quinoa-Mühle in Juliaca mit dem Ziel, Zwischenhändler auszuschalten und damit den Gewinnn der Bauern zu vergrößern. Gleichzeitig rief er eine Kooperative ins Leben; zu den ersten Teilhabern gehörte die Familie Pari. Heute verarbeitet "Altiplano SAC" in ihrer modernen und international zertifizierten Anlage 100 Tonnen organisch angebaute Quinoa pro Monat. Ihre Quinoa-Flocken, Quinoa-Popcorn und andere Produkte gehen an Importeure in Europa und Nordamerika.
Steigende Nachfrage bringt Mehreinnahmen und Konflikte
Die steigende Nachfrage brachte den Bauern Mehreinnahmen, aber auch Konflikte: Die Ausweitung der Anbaufläche geht auf Kosten der Lama-Zucht, die Pflanzen laugen die Böden aus, und zudem kommt es zu Besitzkonflikten um brachliegendes Land. Da die Quinoa inzwischen ein Luxusgut geworden ist - in Lima kostet ein Kilo Quinoa fast drei Euro, ein Kilo Reis dagegen einen Euro - verkaufen die Bauern ihre Quinoa lieber und essen selbst weniger nahrhaften Reis oder Nudeln.
Rolando Pari verdankt Quinoa seinen bescheidenen Wohlstand - aber allein auf das Anden-Korn will er nicht setzen: Klimaschwankungen und unvorhergesehene Kälteeinbrüche in den vergangenen Jahren haben mehrfach Ernten vernichtet. "Uns ist es mit der Landwirtschaft gut gegangen", sagt der 28-Jährige trotzdem. Zurück in die Stadt will er nicht. Als Jung-Unternehmer hat er klare Vorstellungen, wie er die Landwirtschaft diversifizieren und ausbauen kann. Dass ein junger Peruaner wie er auf dem Land wieder eine Perspektive sieht - das ist das eigentliche Wunder in den Anden.
Quelle: KNA, Autorin: Hildegard Willer

sábado, 11 de mayo de 2013

Alasitas - schöne indigene Welt

Die Stände bieten  feil, was das Herz begehrt: Häuser in allen Bauphasen, vom Rohbau bis zu mehrstöckigen Geschäftshaus mit Spiegelglasfassade und Friseursalon, Autos (besonders beliebt: Pick-ups mit Vierradantrieb), ein Topf mit Goldtalern, Abschlussurkunden der renommiertesten Universitäten, Reisepaesse, und dazwischen immer wieder Bündel von Geld, Geld, Geld.Die Menschen drängen an die Verkaufsstände, besonders beliebt sind Geldscheine und Universtätstitel. All die Artikel gibt es als Miniaturen auf dem Jahrmarkt “Alasitas” in Puno zu kaufen. Mit dem Kauf alleine ist es jedoch nicht getan. Nur wenn man daran glaubt ,  wird der  Wunsch tatsächlich in Erfüllung gehen. Die Verkäuferinnen segnen das gekaufte Kleinod über dem Weihrauch mit ein paar Aymara-Worten, besprengen es mit billigem Wein, schütten gelbes Konfetti dazu und überreichen es Dir in der unvermeidlichen Plastiktüte. Danach bringen viele das Gekaufte nochmal in die nahegelegene Kapelle, um es auch vom katholischen Priester segnen lassen. Doppelt genäht hält besser.  Jedes Jahr Anfang Mai wird im peruanischen Puno der Jahrmarkt der Wünsche abgehalten, “Alasitas” genannt, und es herrscht kein Zweifel daran, dass die Menschen in Puno – wie auch im benachbarten Bolivien, wo das “Alasitas” ebenfalls intensiv gefeiert wird – fest an dessen Wirksamkeit  glauben. Ganze Familien scharen sich mit ihren Miniatur-Käufen um die Yatiris, die indigenen Priester, die an Alasitas das Geschäft des Jahres machen. Die Bezahlung darf dann auch gerne in einem Kasten Bier bestehen, mit dem das Gekaufte besprengt und gesegnet wird – zuvor wird der Mutter Erde, der Pachamama, ihr Schluck Bier gegeben, so will es der Brauch.
 
 
Ach die Pachamama! So oft zitiert in den Schriften über die andine Kosmovision vom Guten Leben, der zufolge der Mensch in Einklang mit der Natur lebt, im Gegensatz zu unserer westlichen Zivilisation, die alle mit Wohlstandsmüll überschüttet.  Die Pachamama ist an Alasitas so wenig zu finden, wie eine “Pituca” aus dem Limaer Nobelviertel San Isidro, wo das Indigene höchstens im von Gaston Acurio veredelten Speisegericht goutiert wird.
Ein paar Schritte neben den Ständen stirbt der Titicaca-See an ungeklärt eingelassenen Abwaessern  der Stadt Puno oder an der toxischen Arsen-Cadmium-Quecksilber-Mischung, die illegale Bergleute flussaufwärts ins Wasser schütten. Der Titicaca-See war 2012 zum bedrohten See des Jahres ernannt worden. Die Menschen in Puno scheint das nicht zu stören: kein einziger Wunsch ist zu kaufen, der die Heilung der Umwelt zum Thema hat. Stattdessen Geld, Gold, Waschmaschine, Haus und Auto. Das ist Gutes Leben. In Puno wie anderswo auch.
 
Die indigene Vision vom Guten Leben sei den Bolivianern und Peruanern,  von aussen aufoktroyiert worden. Die sogenannte andine Kosmovision würde vor allem den Projektionen der westlichen Wohlstandsgesellschaften entspringen, mehr als der tatsächlichen andinen Welt. Die sei in ihrer harten Natur nämlich nie komplementär oder harmonisch gewesen, sondern mit ihren wiederkehrenden Dürren verdammt hart. Und dass das komplementäre Zusammenleben von Frau und Mann auch in den Anden nicht funktioniert, zeigten nur schon die schreiend hohen Ziffern häuslicher Gewalt.  Das schreibt der Bolivianer Carlos Macusaya in der Zeitschrift Pukara (http://www.periodicopukara.com/archivos/pukara-81.pdf)
Sollte es tatsächlich so sein, dass ein Bewusstsein für das gemeinsame Gut “Umwelt” erst dann wachsen kann, wenn die grundlegenden materiellen Bedürfnisse gedeckt sind ? Und zu letzteren gehören, wenn man den Alasitas-Markt interpretiert, auch in den Anden ein Haus, Waschmaschine, Geld und  – die deutschen Autobauer wird´s freuen – ein eigenes Auto.
Die Utopie eines anderen, weniger materiellen, zukunftgerichteten und umweltschonenden Lebensstils ohne Wirtschaftswachstum wird wohl nicht aus den Anden kommen. Diese Utopie werden sich die Europäer  selber mühsam schaffen müssen.