miércoles, 25 de mayo de 2011

Wahlen Peru: Kardinal gegen Nobelpreisträger

Vor der Wahl beharken sich Kardinal und Nobelpreisträger

Von Hildegard Willer (KNA)
Lima (KNA)

Gemocht haben sie sich noch nie. Kardinal Juan Luis Cipriani, Erzbischof von Lima und Mitglied der konservativen katholischen Vereinigung Opus Dei, der sich gerne zur Tagespolitik des Landes äußert, und der Schriftsteller Mario Vargas Llosa, der sich als bekennender Liberaler für eine strikte Trennung von Kirche und Staat ausspricht. Die am 5. Juni anstehende Präsidentenwahl in Peru hat die beiden Antagonisten wieder einmal in Stellung gebracht. Und wieder einmal geht es um die Menschenrechte.

Dem Kardinal hängt dieser Tage ein Satz nach, den er nach eigenem Bekunden so nie gesagt hat: "Menschenrechte sind eine Lappalie", so wurde Cipriani zitiert, als er Anfang der 90er Jahre Bischof der Andendiözese Ayacucho war. Dort tobte damals ein Bürgerkrieg zwischen der maoistischen Terrorgruppe "Leuchtender Pfad" und der peruanischen Armee, der bis zu 70.000 Todesopfer unter den indigenen Bauern forderte. 17 Jahre später schreibt der Kardinal von Lima in der Tageszeitung "El Comercio", er habe mit seinen Worten damals den peruanischen Menschenrechtsverband gemeint, der sich seiner Meinung nach nur um die Verbrechen der Militärs, nicht aber um die Nöte der Landbewohner gekümmert habe.

Viele der so von Cipriani kritisierten Menschenrechtsgruppen seien damals von Katholiken initiiert worden, die dem Befreiungstheologen Gustavo Gutierrez nahestanden, betont Nobelpreisträger Vargas Llosa: Bewundernswert sei die Arbeit der Menschenrechtsgruppen gewesen, schreibt er in einem Zeitungsbeitrag. Cipriani verkörpere vielmehr eine "Tradition der Inquisition" in der Kirche.

Ein gutes Jahrzehnt nach Beendigung des Bürgerkriegs und mitten im peruanischen Wirtschaftsboom erhitzt der Streit um die Vergangenheit die politische Landschaft. Denn am 5. Juni wählen die Peruaner entweder Keiko Fujimori oder Ollanta Humala zu ihrem Präsidenten. Keiko ist die Tochter von Alberto Fujimori, der Peru von 1990 bis 2000 regierte und der heute wegen Menschenrechtsvergehen eine Gefängnisstrafe absitzt. Humala ist ein ehemaliger Militär mit einem linksnationalistischem Programm. Seine Vergangenheit als Offizier bei der Aufstandsbekämpfung der 90er Jahre gibt ebenfalls Anlass zu Zweifeln an seiner rechtsstaatlichen Gesinnung.

Was Limas Kardinal besonders erzürnt, ist, dass Vargas Llosa sich öffentlich für Humala ausgesprochen hat. Eine Regierung Fujimori wäre, so meint der Schriftsteller, ein Rückfall in mafiöse und autoritäre Strukturen. Bei Humala dagegen bestehe die Hoffnung, dass er sich zu einer Art "peruanischem Lula" entwickeln würde. Brasiliens Ex-Präsident Luiz Inacio Lula da Silva, ein linker Gewerkschaftler, genießt großes Ansehen im In- und Ausland und gilt als Verkörperung der erneuerten Linken Lateinamerikas, die eine bessere Verteilung des Wachstums unter Respektierung der freien Marktwirtschaft anzielen.

Bislang jedoch scheinen die Peruaner ihrem berühmtesten lebenden Schriftsteller in Sachen Politik nicht zu folgen. In jüngsten Umfragen führt Fujimori mit bis zu fünf Prozentpunkten vor Humala. Erstere gelobt, das neoliberale Wirtschaftsmodell Perus nicht anzutasten. Damit hat sie die Ober- und Mittelschicht Perus sowie die größten Medien hinter sich, die vom Wirtschaftswachstum besonders profitieren. Aber auch viele Arme fühlen sich von Fujimoris angekündigten Sozialprogrammen angesprochen.

Der Wahlkampf in den peruanischen Medien wird indes mit ungleichen Mitteln geführt. Die größte Mediengruppe des Landes um die Tageszeitung "El Comercio" hat zwei langjährige Mitarbeiter wegen inhaltlicher Differenzen entlassen, weil sie nicht bereit waren, die interne politische Linie gegen Humala mitzutragen. Humala, der seine Wählerschaft vor allem in den ländlichen Gebieten hat, kann nur auf einen Bumerang-Effekt hoffen: dass die Wähler der Medienkampagne, wen sie zu wählen haben, überdrüssig werden und sich mit ihm solidarisieren. Wer am Ende der bessere Kandidat gewesen wäre, bleibt ohnehin Hypothese.

(Quelle: KNA)

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