lunes, 11 de octubre de 2010

Mario Vargas Llosa und die Menschenrechte


Hier ein Artikel über eine nicht so bekannte Seite des frisch gekürten Literaturnobelpreisträgers aus Peru.....

Mario Vargas Llosa und die Menschenrechte in Peru

Nobelpreisträger hat zuletzt immer wieder Einfluss genommen =

Von Hildegard Willer (KNA)

Lima (KNA) Ganz Peru jubelte am 7. Oktober, als die Vergabe des
Literaturnobelpreises an Mario Vargas Llosa bekanntgegeben wurde.
Auch Staatspräsident Alan Garcia zeigte sich stolz und erfreut über
Perus berühmtesten Schriftsteller der Gegenwart. Dabei dürfte sich
Garcia an manch eine Episode erinnert haben, in der Mario Vargas
Llosa ihn mit erhobener Feder an die Verpflichtung zu einer
schlüssigen Menschenrechtspolitik erinnerte.

Vor 20 Jahren waren die beiden gar Konkurrenten um das höchste
politische Amt im Staate. Vargas Llosa strebte damals als Kandidat
der Rechtsliberalen die Ablösung des Präsidenten Garcia an. Peru
galt zu dieser Zeit wegen seiner immensen Inflation und des
Bürgerkriegs als «Unberührbarer» unter den lateinamerikanischen
Staaten. Vargas Llosa verlor die Wahl gegen den wenig bekannten
Alberto Fujimori - und widmete sich wieder der Schriftstellerei.

20 Jahre später, im Oktober 2010, geht Garcias neuerliche Amtszeit
als Staatspräsident dem Ende zu; sein Vorgänger Fujimori sitzt wegen
Menschenrechtsvergehen im Gefängnis, und Peru arbeitet seine jüngste
Geschichte der Gewalt auf. Aus dem Ausland hat sich Vargas Llosa
immer wieder in die Diskussion um die Aufarbeitung des peruanischen
Bürgerkrieges in den 80er Jahren eingemischt.

Als 2003 die peruanische Wahrheitskommission in ihrem Bericht
offenlegte, dass 70.000 Peruaner entweder von Militär und Polizei
oder von der maoistischen Terrorgruppe «Leuchtender Pfad» getötet
wurden, warfen den Militärs nahestehende Kreise der
Wahrheitskommission politische Einseitigkeit vor. Vargas Llosa, bis
dahin wegen seines wirtschaftsliberalen Credos von vielen Linken
angefeindet, verteidigte den Bericht der Wahrheitskommission in
seiner wöchentlichen Kolumne in der spanischen Tageszeitung «El
Pais», und stieß weltweit auf Interesse.

Im April 2009 kam es zu einer heftigen Auseinandersetzung, wie an
die Opfer des Bürgerkriegs erinnert werden solle. Angestoßen hatte
die Diskussion die ehemalige deutsche Entwicklungshilfeministerin
Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD). Sie bot an, ein Museum der
Erinnerung in der Hauptstadt Lima mitzufinanzieren. Aus der seit
2005 amtierenden Garcia-Regierung war zu hören, Peru brauche keine
Museen, sondern Geld für die Armen. Wieder einmal griff Vargas Llosa
zur Feder und mahnte, die Erinnerungskultur und die Erfüllung der
Grundbedürfnisse dürften sich nicht ausschließen. Ein Einwurf mit
politischen Folgen: Sein ehemaliger Konkurrent Garcia nahm das
deutsche Geschenk an und berief Vargas Llosa - zähneknirschend? -
sogar zum Vorsitzenden der Kommission zur Errichtung der
Gedenkstätte.

Im November 2009 wurde das Gelände eingeweiht; der Grundstein sollte
bald gelegt werden - bis es vor einigen Wochen zum Eklat kam.
Auslöser war eine Gesetzesvorlage der Regierung. Sie sah eine
Amnestie für Polizisten und Militärs vor, die wegen
Menschenrechtsverbrechen vor Gericht standen und nicht innerhalb des
vorgesehenen Zeitraums abgeurteilt wurden. Proteste gegen das
umstrittene Gesetz blieben nicht aus: Die nationale Ombudsstelle,
die Peruanische Bischofskonferenz und die Interamerikanische
Menschenrechtskommission äußerten ihre Besorgnis. Aber erst nachdem
Vargas Llosa in einem Offenen Brief an Garcia seinen Rücktritt vom
Vorsitz zur Errichtung der Gedenkstätte verkündet hatte, nahm der
Präsident das Gesetz zurück.

Das peruanische Volk hat Vargas Llosa vor 20 Jahren nicht gewählt.
Sein moralischer Einfluss als erster peruanischer Nobelpreisträger
auf die Politik seines Landes dürfte heute jedoch stärker sein als
die aller Politiker.

mit/jug/brg/

No hay comentarios: