viernes, 16 de mayo de 2008

Clima Latino

Manchmal könnte man meinen, der Präsidentengipfel und der Volksgipfel unterscheiden sich nur in Form und Farbe, aber nicht unbedingt in seinen Anliegen. Vom Klima zumindest wurde überall geredet.

Am Donnerstag morgen fand auf dem Gegengipfel das Forum "Für eine neue Umweltagenda" statt, eine von über 50 selbstorganisierten Veranstaltungen. Eingeladen dazu hatten dazu das bergbaukritische peruanische Netzwerk Red Muqui und das peruanische Umweltnetzwerk.
Unabhängige Experten und Vertreter von Nicht-Regierungsorganisationen machten Vorschläge zum Schutz der Umwelt. So sprach der Agrar-Ingenieur Jaime Llosa über den Klimawande,l und wie Peru sich darauf einstellen kann. Da die Tropengletscher in Peru aufgrund der Erderwärmung abschmelzen, wird sich der Wasserhaushalt grundlegend ändern. Welche Flusstäler werden zuerst viel Wasser - nämlich das Schmelzwasser der Gletscher - haben und danach austrocknen ? Wie wird sich die Wüstenmetropole Lima in Zukunft mit Wasser versorgen ? Jaime Llosa hatte sehr konkrete Vorschläge: die Inka und andere vor-koloniale Völker kannten ein ausgeklügeltes Wasser-Speichersystem. Wenn viel Regen fällt, wird dieser so lange als möglich gespeichert für die Trockentage. Über 40 alte Staudämme und Wasserspeicher seien heute inoperativ. Mit dem jetzigen Klimawandel wiürde dieses alte Wissen aktueller denn je. Wer dafür bezahlen solle ? "Wer den Schaden verursacht, muss ihn auch beheben", meinte Jaime Llosa dazu. Die Verursacher sind in diesem Fall die hochindustrialisierten Länder des Nordens mit ihrem hohen Energieverbrauch.

Das war auch Konsens bei einer ganz anderen Veranstaltung. Die deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, der peruanische Umweltbehörde und die staatliche peruanische Entwicklungsagentur APCI hatten zum Forum "Konsequenzen des Klimawandels für Lateinamerika und die Karibik" ins elegante Swissotel eingeladen. Nur geladene Gäste konnten die Polizeisperren passieren, im Swissotel war der rote Teppich ausgerollt. Nicht für uns, sondern für Angela Merkel, die auch hier abgestiegen war und die zu diesem sog. "side-event" des Gipfels angekündigt war (letztendlich aber nicht kam). Die Jeans hatten alle hier zu Hause gelassen. Bei diesen Veranstaltungen treten die Männer klassisch einförmig in Anzug und Krawatte auf - und die waren, zumindest auf dem Podium, hier unter sich. Ein weiterer wesentlicher Unterschied zum Alternativgipfel: fast alle Gäste des Swissotels sahen europäisch - also weisshäutig - aus, während beim Alternativgipfel die indigenen Vertreter eine grosse Gruppe bildeten.
Abgesehen von diesen Unterschieden, war das Anliegen das gleiche wie an der Technischen Universität. Niemand stellt den Klimawandel in Frage und auch nicht, wer dafür in erster Linie verantwortlich ist: die hochindustrialisierten Länder. Der deutsche CSU-Abgeordnete Christian Ruck hatte vor allem ein Anliegen: den Erhalt des Amazonas-Regenwaldes, eine der grossen Lungen der Welt. Darein sollte ein grosser Anteil der Erlöse aus dem CO2-Handel fliessen.
Die anderen Referenten von der lateinamerikanischen Wirtschaftskommission CEPAL stimmten in ihrer Diagnose überein. Sie stellten die Auswirkungen des Klimawandels auf die Volkswirtschaften und vor allem auf die Ärmsten des Kontinents in den Vordergrund. José Luis Machinea, Generalsekretär der Wirtschaftkommission, brachte seine Erwartungen an die Europäische Union auf den Punkt: die Länder der EU sollten die selben umweltschonenden Technologien in Lateinamerika anwenden, wie sie dies bei sich zu Hause tun. Und sie sollten die Länder nicht mittels Auflagen zu mehr Umweltschutz zwingen, sondern vermehrte Anreize dafür schaffen. Die zugrunde liegende Spannung wurde nicht ausgesprochen: die Armen Lateinamerikas wollen auch an den Segnungen der Entwicklung teilhaben. Wenn die EU dagegen möchte, dass die lateinamerikanischen Länder ihre Natur erhalten, müssen sie Wege aufzeigen und Mittel bereitstellen, die Menschen aus der Armut zu führen, ohne die Umwelt weiter zu schädigen. Wie dazu ein Freihandelsvertrag zwischen EU und Lateinamerika beitragen kann - diese Frage blieben die Referenten schuldig.

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