sábado, 16 de febrero de 2008

Der Ökobauer


"Jetzt habe ich wieder Hoffnung gewonnen, dass man doch was gegen die Umweltverschmutzung tun kann", sagte Soledad, eine 22-jährige Radiojournalistin aus Jaén. Hoffnung gegeben hat ihr die Begegnung mit einem Mann, der mit seinem Gesicht das ausstrahlt, was er sagt: Alejandro Córdova, Bauer, fast 70 Jahre alt, 6 Kinder, aus dem kleinen Ort San Antonio hoch oben auf den Höhen des Rimac-Tales.

Getroffen habe ich Alejandro Córdova, als ich mit 12 Radiojournalisten aus ganz Peru, die in Lima an einem Kurs "Umweltjournalismus" teilnahmen, das Flusstal des Rimac hochfuhr. Von 0 auf 5000 Meter, innerhalb von nicht mal 4 Stunden - diese Vielfalt an Klimazonen innerhalb so kurzer Zeit, das muss ein anderes Land Peru erst mal nachmachen. Leider macht der Rimac Peru weniger Ehre. Er ist einer der am meisten verschmutzten Flüsse des Landes. Die Gletscher auf 5000 Meter gehen immer mehr zurück, dafür konnten wir sehen, wie die angrenzenden Bergwerke Schwermetalle aufwirbeln und damit die Bäche verseuchen - dieselben Bäche, die 160 Kilometer weiter unten als Rimac ins Meer fliessen.

Alejandro Córdova treffen wir auf der Mitte des Weges, im Ort San Mateo, auf 3200 Meter Höhe gelegen. "Der Rímac ist der wichtigste Fluss ganz Perus", sagt er, als wir ihn im Gemeindesaal treffen. "Schliesslich versorgt er ein Drittel aller Peruaner mit Wasser - denn ein Drittel lebt in der Hauptstadt Lima". Alejandro erzählt davon, wie schon seine Vorfahren um die Zusammenhänge der Natur in den unterschiedlichen Klimazonen wussten, und wie er dieses Wissen bis heute lebendig erhält . "Auf 4500 Metern Höhe kann man eine alte Grassorte anpflanzen, damit die Bodenerosion aufgehalten wird". Seine Augen leuchten, wenn er von seinen Öko-Experimenten erzählt, und dass seine Produkte inzwischen von Biolatina als Öko-Produkte zertifiziert sind.

Durch den jahrelangen Erzabbau, sowie durch die Industrien, die ihre Abwässer in den Fluss leiten, ist im ganzen Flussteil schon viel Boden verseucht. Eine Lösung, so Alejandro Cordova, wird sich erst dann finden, wenn die verschiedenen betroffenen Gemeinden und Provinzen zusammenarbeiten, um ihren Fluss zu sanieren. Dies ist in Peru bisher nicht der Fall. Die politischen Zuständigkeiten richten sich nicht nach den natürlichen Gesetzmässigkeiten - so dass es für einen Flusslauf eine zuständige Behörde gäbe. Genau dafür setzt sich Alejandro Córdova ein. Als Bewohner San Mateos kann er dabei auf eine einmalige Geschichte verweisen: bereits im Jahr 1934 protestierten die Bauern von San Mateo gegen eine lokale Erzausbeutung, weil der Abraum ihre Tiere krankmachte. Der Protest der Bauern endete damals im Kugelhagel der gerufenen Soldaten. 4 Einwohner San Mateos starben.
Seit ein paar Jahren wird ihr Todestag in San Mateo als lokaler Gedenktag begangen. Und zugleich wird der neueren Geschichte gedacht, einer aus diesem Jahrhundert: die Kinder eines Ortsteils klagten seit 2002 unter vielfachen Beschwerden, weil sie neben einer Abraumdeponie aufwuchsen. Messungen ergaben hohe Bleigehalte im Blug, und Schadstoffe, die aus der angrenzenden Abraumhalde kamen. Niemand wollte sich für die Entfernung der giftigen Erzabfälle verantwortlich zeigen - bis die Bewohner von San Mateo, im Namen ihrer Kinder, vor den Interamerikanischen Gerichtshof in Costa Rica zogen. Der hiess den peruanischen Staat an, den Giftmüll zu beseitigen - heute wachsen auf der ehemaligen Giftmülldeponie wieder Gras und erste zaghafte Blumen.

Alejandro Cordova ist davon überzeugt, dass sich der Einsatz für ein menschenwürdiges Leben und für eine natürliche Umwelt auszahlt - genau diesen Glauben strahlt er aus, und hat damit unseren Journalismus-Studierenden mehr beigebracht als 10 Universitätsprofessoren zusammen.

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