Letzte Woche erhielt ich wieder einen der Notanrufe: ob ich nicht Blut spenden könne, Rhesus negatives, für eine alte Frau, die auf eine Operation in einem Krankenhaus im Norden Limas wartet. Der Sohn der Patientin würde mich auch abholen und wieder nach Hause bringen. Natürlich sagte ich zu - wenn ich schon mal nur mit meinem Blut was Gutes tun kann, wie sollte ich mich da weigern ?
Am Donnerstag waretet pünktlich ein schrottreif aussehendes Auto mit Chauffeur auf mich - José hiess der Sohn der Patientin, der mit seinen Geschwistern seit Tagen auf der Suche nach Rhesus negativen Blutspendern war. "Ein einziger Neffe hatte die gleiche Blutgruppe, und wegen einer Tätowierung haben sie ihn nicht akzeptiert. Ich hätte ihn schlagen können, in dem Moment", erzählt José von der Mühe, passende Blutspender aufzutreiben. Und wegen des Autos solle ich mir keine Gedanken machen, das würde uns schon hinbringen. Sein letztes funkelnagelneues Auto sei ihm gestohlen worden, da fahre er doch lieber die Schrottkiste.
Aber nicht davon will ich berichten. Sondern von unserer Autofahrt Richtung Nordlima. Ein Stau nach dem anderen bot uns Gelegenheit zu einem intensiven Erfahrungsaustausch. Deutsche sei ich also, meinte José. Er habe auch Deutsche kennengelernt, als er in den 80-er Jahren in der Personalabteilung der Stadt Lima arbeitete. Damals sei der linke Alfonso Barrantes Bürgermeister gewesen. Aber zurück zu den Deutschen. Einen Willi und noch jemanden, sehr nette sympathische Leute. Für die deutsche Entwicklungshilfe hätten sie die Stadt beraten, um die Abfallbewirtschaftung Limas neu zu organisieren. Ich bin erstaunt, davon hatte ich nie gehört. Mit der Abfallentsorgung macht Lima heute nicht viel her. Und, mal ganz ehrlich, hat das Projekt etwas gebracht ?, frage ich meinen Chauffeur. José schaut etwas verlegen drein, wie wenn er damit ringt, ob er mir jetzt die Wahrheit sagen oder sie doch lieber beschönigen soll, weil er mich nicht beleidigen will. "Also ehrlich gesagt, war das alles für die Katz. Zuerst waren die Entwicklungshelfer sehr engagiert, wollten vieles ändern. Aber als sie gesehen haben, dass sie nicht weiterkamen bei den verkrusteten Verwaltungsstrukturen, haben sich ihre Aktivitäten immer mehr in die Hotels des schicken Viertels Miraflores verlagert. " Gesprächsrunden und Cocktails, auf denen man über Abfallbewirtschaftung und Armutsbekämpfung geplaudert habe, hätten dann die eigentliche Arbeit auf der Gemeinde ersetzt. Zu den Veranstaltungen seien dann die Sekretärinnen geschickt worden, damit jemand von der Stadt teilgenommen habe.
Aber das sei vor zwanzig Jahren gewesen, damals sei er auch noch Kommunist gewesen. Wie seine Mutter, die jetzt das Blut braucht. Die war Näherin in einer Fabrik und engagiertes Gewerkschaftsmitglied. Er, José, habe schon lange dem Kommunismus abgeschworen und glaube an den freien Markt. Ich solle mir doch nur das Angebot in den Kaufhäusern anschauen, die auch in den Armenvierteln nun aus dem Boden spriessen. Das habe es in den 80-er Jahren nicht gegeben. Ob es ihm selbst denn auch besser gehe ? Nein, er merke noch nicht viel davon , aber die Entwicklung brauche eben Zeit, das würde schon noch kommen.
jueves, 24 de enero de 2008
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