Aussenminister
Guido Westerwelle beim Emfpang durch Präsident Ollanta Humala in Peru
am 16. Februar. Foto: presidencia perú/flickr.
Einer der
Gründe, warum der deutsche Aussenminister Guido Westerwelle auf seinem
Trip von Brasilien nach Mexiko in Peru Station gemacht hat, liegt vor
meiner Haustür: Jeden Morgen verstopft eine länger werdende Autoschlange
die Gassen meines Wohnviertels in der peruanischen Hauptstadt. Längst
sind es keine abgehalfterten Schrottautos mehr, oder die bis vor wenigen
Jahren noch beliebten Trabis aus koreanischer Produktion. Heute leistet
sich die aufstrebende Mittelschicht Perus neue Autos. Ich habe nicht
gezählt, wieviele Autos deutscher Fabrikation darunter sind. In den
Augen des deutschen Aussenministers dürften es eindeutig zu wenige sein.
Denn Peru gehört in der Liste der bundeseigenen Gesellschaft für
Aussenwirtschaft und Standortmarketing „German Trade and Invest“ zu den
10 Top-Exportmärkten für das Jahr 2012. In dieser Liste sind so
unterschiedliche Länder wie die Mongolei, Norwegen, Mexiko und eben
Peru, denen gemeinsam ist, dass sie ein hohes Wirtschaftswachstum
aufweisen und mit ihrem übrigen Geld noch zu wenig deutsche Produkte
kaufen.
Nun hat Westerwelle in seiner gestrigen Rede in der
Katholischen Universität nicht gesagt, dass Peru zu wenig deutsche Autos
hat. Sondern, dass immer noch zu wenige Studenten aus Peru nach
Deutschland kommen. Ein Motiv des Besuchs war die Unterzeichnung eines
neuen Universitäts-Austausch-Abkommens zwischen dem DAAD und
peruanischen Universitäten, damit mehr Peruaner in Deutschland studieren
können.
Westerwelle machte aber keinen Hehl daraus, dass ein
Ziel seiner Reise ist, wirtschaftliche Potentiale zwischen Lateinamerika
und Deutschland zu fördern. Und in Peru sind die noch längst nicht
ausgereizt. Ein besonderes Anliegen war Westerwelle die
Umwelttechnologie. Umweltschutz und Klimapolitik hiesse in Zukunft
weniger der direkte Ressourcenschutz, sondern die Anwendung deutscher
Umwelttechnologie, speziell in Erneuerbaren Energien, „da sind wir die
Besten der Welt“ – „neben Bier und Fussball“ (Lacher). Soweit
eigentlich nichts Neues. Dass der liberale Aussenminister im Moment des
europäischen Bedeutungsverlustes als Aussenhandelsminister für deutsche
Wirtschaftsinteressen unterwegs ist, dürfte niemanden verwundern und
dürfte für viele Deutsche nachvollziehbar sein. Dass Westerwelle sich
klar für die Ratifizierung des Freihandelsvertrages zwischen der EU und
Peru ausspricht auch nicht. Hier geht er absolut konform mit seinem
peruanischen Amtskollegen Roncagliolo.
Überraschend ist vielmehr
die politische Botschaft Westerwelles: immer wieder betont er die
gemeinsamen Werte zwischen Lateinamerika und Europa, in Bezug auf
Menschenrechte ebenso wie aufs Frauenbild (einkleiner Seitenhieb auf den
Iran, zu dem die lateinamerikanischen Staaten ja durchaus ein
differenzierteres Verhältnis haben als Deutschland). Und winkt da im
Hintergrund etwa der Konkurrent China, der wichtigste Handelpartner
Perus, von dem man nicht recht weiss, wie er es mit den westlichen
Werten hält ?
Ein weiterer Seitenhieb, dieses Mal in Richtung USA:
Wir (sprich Deutschland und Lateinamerika) sind beide
Multilateralisten. Deutschland buhlt nicht nur um eine aufstrebende
wirtschaftliche Region, sondern sucht neue , eigene, politische
Allianzen in der Region, ganz im Sinne der neuen Lateinamerika-Strategie
der Bundesrepublik.
Wirklich interessant wäre es allerdings
gewesen, von Westerwelle zu hören, ob die 10.000 Demonstranten, die am
Freitag vor dem Präsidentenpalast in Lima gegen den peruanischen
Wirtschaftsmotor „Bergbau“ protestierten, nun auch die gemeinsamen
westlichen Werte repräsentieren , und wie sich die Bundesregierung mit
ihrer Rohstoffpolitik zu den Schattenseiten des lateinamerikanischen
Wirtschaftswunders stellt.
(Quelle: www.blickpunkt-lateinamerika.de)
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