Ollanta Humala verkündet das "Gesetz zur Konsultation" in Bagua, 6. September 2011 |
Zum einen hat Humala mit der Ernennung eines marktfreundlichen Finanzministers die aufgeschreckten Wirtschaftskreise beruhigt. Nachdem Miguel Castilla im Finanzministerium und Julio Velarde als Direktor der Zentralbank ernannt wurden, stiegen die Wachstumsraten und der Konsum wieder heftig an. Zur gleichen Zeit als eine Ratingagentur die Bonität der USA herunterstuften, wurde die Bonität von fünf peruanischen Banken heraufgesetzt.
Daran hat - oh Wunder! - auch die Tatsache nichts geändert, dass Humala gleich zwei seiner Wahlversprechen umgesetzt hat, die im Vorfeld von Humalas Gegnern als Schreckgespenst einer kommunistischen Herrschaft an die Wand gemalt wurden: mit den Bergbauunternehmen hat die Regierung eine neue Sondersteuer vereinbart, die mindestens 800 Millionen Euro pro Jahr zusätzlich in die Staatskassen bringen wird. Am 6. September hat Humala zudem ein Gesetz verkündet, das von Seiten der indigenen Bewegungen sehnsüchtig erwartet wurde. Die "Ley de Consulta Previa" schreibt nun vor, dass der peruanische Staat vor jeder Massnahme, die in den Lebensraum indigener Völker eingreift, einen interkulturellen Dialogprozess in Gang setzen muss. Damit, so hoffen alle, werden die über 200 örtlichen sozialen Konflikte im Vorfeld und auf friedliche Art und Weise gelöst werden können!
Zu Humalas Beliebtheit mag auch sein Regierungsstil beitragen: Ollanta Humala zeigt sich wenig in den Medien, reist dafür öfter in die Provinzen und gibt das Bild eines, der weniger redet aber dafür etwas tut. Nach dem grossprecherischen Vorgänger Alan García empfinden dies viele Peruaner als einen wohltuenden Regierungsstil.
Wenn man noch dazu nimmt, dass die peruanische Nationalmannschaft den dritten Platz bei der Lateinamerika-Meisterschaft im Fussball errungen und den Torschützenkönig gestellt hat, und dass sich momentan die besten Köche der Welt ein Stelldichein in Lima geben, um die grandiose peruanische Gastronomie zu feiern, dann fällt es nicht schwer, sich die momentane Hochstimmung in Peru vorzustellen.
Das Hochgefühl ist gewöhnungsbedürftig, ist Peru doch ein Land auch der geographischen Extreme, wo hinter dem erklommenen Gipfel gleich der steile Abgrund lauert. Die Analysten weisen denn auch darauf hin, dass die Flitterwochen von kurzer Dauer sein werden: die ersten lokalen Protestbewegungen bringen sich schon in Stellung, weil ihre Forderungen nicht zu 100% erfüllt werden. Die Rechte wartet nur auf den ersten Ausrutscher Humalas um neue Schreckgespenster heraufzubeschwören. Und Humalas schreckliche Verwandtschaft - ein wegen Aufstand mit Todesfolge einsitzender Bruder, ein faschistischer Vater, eine homophobe Mutter, ein russenfreundlicher Bruder, der Staatsgeschäfte mit privaten Geschäften verwechselt - ist eine wandelnde Zeitbombe. Nicht zu reden von der (noch) weit weit weg erscheinenden Weltwirtschaftskrise.
Die Flitterwochen mögen kurz sein - geniessen sollte man sie umso mehr.
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