Immer noch ist Lima die energiegeladene, chaotische, manchmal auch enervierende Millionenstadt, die ich vor zweieinhalb Jahren verlassen habe, und in die ich nun zurückgekehrt bin. Ein paar Dinge haben sich jedoch geändert. Da sind zum einen die 10- 20stöckigen Hochhäuser, die allenthalben gebaut werden. Es scheint, ganz Lima hat bisher im Zimmerchen bei Eltern und Grosseltern gehaust, und jetzt, wo die Wirtschaftslage besser ist, erfüllt sich jeder, der kann, den Traum von der eigenen Wohnung. Und da Lima nicht mehr in die Breite wachsen kann, wächst es nun in die Höhe. Hoffen wir, dass die Häuser auch erdbebensicher sind, denn das nächste Erdbeben kommt hier bestimmt.
Ganz allgemein merkt man den Leuten ein neues Selbstbewusstsein an. Noch vor einigen Jahren hatten viele Peruaner diesen "wir sind so arm" Diskurs drauf. Das ist heute nicht mehr so evident: ein seit 10 Jahren anhaltendes Wirtschaftswachstum hat den Leuten das Gefühl gegeben, es gehe aufwärts. Auch der Siegeszug der peruanischen Gastronomie hat dazu beigetragen. Und seit Dezember 2010 hat Peru auch noch einen Nobelpreisträger aufzuweisen, den Schriftsteller Mario Vargas Llosa. Fehlt nur noch, dass die peruanische Fussballnationalmannschaft sich für die nächste WM qualifiziert, und der Nationalstolz ist nicht mehr zu übertreffen.
Ein weiteres Indiz, dass viele Leute heute nicht mehr nur ums Überleben kämpfen: auf einmal wird der chaotische, überfüllte und luftverschmutzende Verkehr Limas zum öffentlichen Thema. Die Luft- und Lärmverschmutzung, das Fehlen öffentlicher Grünflächen und Naherholungsgebiete - all das sind heute öffentlich brisante Themen. Die neue Oberbürgermeisterin Susana Villarán hat denn auch nach ihrem Amtsantritt im Januar als erstes weitere Kleinbuslinien verboten und die geplante Industrialisierung eines Naherholungsgebietes zurückgezogen. Vielleicht wird Lima so bald nicht nur eine energiegeladene und adrenalintreibende, sondern auch eine wohnenswerte Stadt.
Dass dies auch heisst, neue Rücksichten zu nehmen und alte Gewohnheiten abzulegen, erfahre ich am eigenen Leib. Als ich mich, in alter Gewohnheit, an den Strassenrand stellte und einen Kleinbus aufhalten wollte, hielt einfach keiner an. "Die dürfen nur mehr an Haltestellen halten", erklärte mir ein netter Mitbürger die neue Verordnung. Leider konnte er mir nicht sagen, wo denn die nächste Haltestelle sei.....
domingo, 6 de febrero de 2011
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