Als am Mittwoch, den 15. August in Peru die Erde bebte, befand ich mich in Bolivien bei einem Treffen von Schweizer Nicht-Regierungsorganisationen. Erst am nächsten Tag hörte ich im Radio, dass ein Erdbeben in Lima und Ica viele Opfer gefordert hatte. Drei Tage später, schon wieder in Lima, erzählten mir alle Freunde und Bekannten, was sie zum Zeitpunkt des Erdbebens gemacht hatten, und dass die 3 Minuten des Bebens ewig erschienen. Die Älteren erinnern sich, dass das letzte Mal vor über 30 Jahren die Erde sich so stark bewegt habe. Die Leute aus Lima unterscheiden zwischen den „Temblores“ – einem leichten Erdbeben, derer es jedes Jahr mehrere gibt – und einem „terremoto“, einem starken Erdbeben. Das Erdbeben vom 15. August war ein „terremoto“, kein „temblor“.
Während die Bewohner Limas mit dem Schreck davon kamen, so wurden die Kleinstädte Pisco und Ica besonders hart getroffen. In der Hafenstadt Pisco sollen 70% aller Gebäude eingestürzt sein; es sind über 500 Tote und 1000 Verletzte zu beklagen. Besonders tragisch war der Einsturz einer Kirche, in der gerade Messe gefeiert wurde. Über 200 Menschen sind nur darin gestorben. Wieviele Menschen ihr Haus und ihre Habe verloren haben, ist noch gar nicht abzuschätzen. Ich selbst habe das Erdbebengebiet noch nicht gesehen, aber nach Augenzeugenberichten, sieht es dort aus, wie in einer total bombardierten Stadt. Die menschlichen Tragödien, die das 3-minütige Erdbeben hinterlassen hat, werden noch ganze Generationen prägen.
An die 400 kleine Nachbeben sind in Lima, Ica und Pisco schon registriert worden. Das sind kleine Schüttler , mit denen sich die Erdplatten neu plazieren. Ein anderes Beben findet in den Medien statt. Alle wollen Kapital aus der Naturkatastrophe schlagen: zuerst einmal der peruanische Präsident Alan García, der sich, als oberster Katstrophenhelfer darstellt; aber auch ausländische Staatschefs wie der Venezolaner Hugo Chávez, der angeblich Lebensmittelkonserven mt seinem Konterfei unter den Opfern des Erdbebens verteilen liess.
In meiner Mailbox häufen sich derweil die Pressemeldungen von all den Ländern und Organisationen, die in Pisco und Chincha Hilfe leisten: Taiwan schickt ein Flugzeug, aus Frankreich kommen Feuerwehrleute, aus der Schweiz spezialisierte Kastastrophenhelfer. Auch die Nichtregierungsorganisationen und sogar die Kirchen tun nicht nur Gutes – sondern wollen auch, dass man davon spricht. Die Schwierigkeit wird nicht darin liegen, Hilfe aufzutun, sondern sie richtig, effektiv und langfristig einzusetzen.
Ich selbst konnte nicht mehr ins Erdbebengebiet reisen, möchte Euch aber gerne auf einen Eintrag im Blog meiner Freundin Susanne Friess verweisen, die dort ihre Fahrt ins Erdbebengebiet schildert: http://sananas2610.blogspot.com/2007/08/zwischen-trmmern.html
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